Der Graue und die Billardkugel erteilen wohlwollüstig sexistische Absolution: die exotische Kombination überzeugt, vor allem wenn die eine sich bückt und die andere das Tablett in die Höhe streckt. Man sieht dann mehr von dem verlängerten Rücken, es heben sich deutlicher Konturen unter dem sich spannenden Textil ab, als wenn die Beiden im Wartestand mit vor der Brust verschränkten Armen die Jalousien vor den lüsternen Blicken der Gäste herunterlassen. Ein Schutzwall mit schrägem Balken, wenn ein Unterarm vom Ellenbogen in Solar-Plexus-Höhe aus Kurs auf die Lippen nimmt, die an filterlosen Zigaretten ziehen, als handele es sich um letzte Strohhalme schwindsüchtiger Asthmatiker. “Bettina”, antwortete die Koreanerin auf die Frage der Billardkugel nach ihrem Namen. Die deutsche Synchronstimme von Nicole Kidman, dachte die Billardkugel, kehlig, dünn, als dringe die Stimme durch das Röhrchen eines zur Intubation in die Luftröhre getriebenen Kugelschreiberröhrchens. Den Grauen erinnerte die andere Neue an langgestreckte Skulpturen aus Ebenholz, auch an ein Dali-Gemälde, an das er sich jedoch nur verschwommen erinnerte. Afrikaner stellten ihr ab und zu nach, argumentierten, da man vom gleichen Kontinent stamme, könne man doch auch das Bett teilen. Ich bin Deutsche, sagte sie dann, fest davon überzeugt, dass eine Debatte mit den Trägern schreiender Hemden darüber, wie die Welt sich entwickelte, wenn die Herkunft vom gleichen Kontinent eine Verpflichtung zum Beischlaf bedeute, nur als Entegegenkommen ausgelegt würde, während sie nichts anderes wollte, als so schnell wie möglich die Biege zu machen… Wohl das Exotische der Erscheinungen transformierte jeden Ansatz testosterongesteuerter Kommunikationsversuche in harmlose, alkoholfreie Cocktails. Der Realitätssinn der beiden auf die Todesstrafe des Rentenalters zudriftenden Stammgäste tat ein übriges, um beim wechselseitigen Dialog zu bleiben und die Frauen nicht in die peinliche Situation zu bringen, Umsatzbringer abwimmeln zu müssen. “Sag mal, woher kommt eigentlich das Wort wikipedia?”, fragt die Billardkugel den Grauen. “Wie kommstn jetzt darauf?” Die Billardkugel antwortet nicht. Die assoziative Kette führte über exotisch-erotisch-blutjung zu Sextourismus, Pädophilie, Globalisierung und den Phillipinen, also lieber das Maul halten. Außerdem wußte er es ja, hatte es - wie es nicht im Duden heißt, weil Google dagegen vorgegangen war, um zu verhindern das Hinz und Kunz behaupten durften: bei uns können sie googeln - ausgegoogelt. Als wiki wiki (übersetzt: schnell schnell) bezeichnet man irgendwo in Polynesien Shuttle-Busse. Obschon zwei offene Fragen im klaustrophobischen Raum zwischen ihnen stehen, verstummen der Graue und die Billardkugel und starren konzentriert die Perlenketten an, die vom Grund der Gläser gen Oberfläche trudeln wie dynamische Schnüre, die Vorhänge zu Parallelwelten öffnen. Es bedarf auch keiner Antworten, lediglich einer Beschleunigung. Alkohol arbeitet man vor allem Sonntags im Akkord, beinahe nichts lenkt einen in Ermangelung von Gästen und von Aufmerksamkeit des multiethnisch getuneten Personals von der Pankreas-Maloche ab. Morgen ist Montag, und der Wochenanfang ist nur verkatert zu ertragen. Also schnell schnell. Wiki wiki.