Wendepunkte
Der Banker tritt in den Bund der Ehe. Er heiratet in New York und kehrt mit seiner Frau ins Revier zurück. Bis dahin säuft er wie ein Loch, um alle Biere, die er später weniger trinkt, weil er seltener hier sein wird, vorab in sich hinein zu schütten.
“Ich wette, den sehen wir bald gar nicht mehr hier.”
“Ach was,” wiegelt der Anwalt ab, “sieh mich an. Ich hocke hier mit Frau und Kind und lass es mir gut gehen.”
Hauptsache. Seine Frau schiebt den Kinderwagen vor und zurück, und sieht in die Ferne. Sie träumt von der Stille eines Museums bei Nacht, und davon unter dem Gemälde `Der Schrei`von Edward Munch in aller Ruhe einzuschlafen, weil das Gemälde eben nicht schreit. Sie denkt daran, dem Baby Bier ins Fläschchen zu kippen.
Der französische Akzent vollendet ihre Eroberung des kulleräugigen Musikhändlers mit dem Hochzeitsmarsch.
Die Freundin des Verfassers ist nicht mehr seine Freundin. Jetzt hat er Angst, daß er es beim Gießen der Pflanzen übertreibt.
Der Buchhändler ist noch nicht mal in der Situation, daß sich jemand von ihm trennt. Er ist jetzt leitender Angestellter und vorbildlich besoffen: er hebt gegenüber seinem Zuhörer zu einer Tirade auf Angestelltenmentalität ein.
Der Anwalt flüstert dem Zuhörer ins Ohr: `Ich weiß, was er jetzt gleich sagt: Ich mach schon seit Jahren keinen Urlaub und Überstunden, und die beschweren sich über ein paar Minuten, die sie mehr arbeiten müssen. Von solchen Angestellten sollte ich mich trennen, aber ich bin ja viel zu gutmütig`
Eine Pointe? Fehlanzeige. Der Anwalt behält recht.
Das findet der Zuhörer lustig, und würde seiner Partnerin gerne die Anekdote erzählen. Ein Phantomschmerz erfaßt ihn und macht ihm klar, daß er mit dem Verfasser gemeint ist.