Kainada
“…die Kanadier unter den Tisch zu saufen ist schwierig, aber definitiv machbar.”
Das Absud stellte für den Leistungssäufer La Kai kaine Herausforderung mehr dar,
selbst dann nicht, als er die sonntäglichen Umsatzvorgaben von Tabea La Rabiata
(Domina One der inzwischen runderneuten und reduzierten Animationscrew des
Absud) im Alleingang mit Sambuca schulterte. Also ging er nach Kanada um sich
mit Holzfällern zu messen, deren Frauen er so rasch flach legte, dass sie noch nicht
mal `Timber!` rufen konnten.
Änderte nichts an seinem Heimweh, und der unerledigten Kellnerin, der er täglich
aus Toronto sein Tagebuch eines Profitrinkers zitterte und twitterte. Arschkalt da,
aber dafür merkte niemand, dass es sich beim Frösteln um Entzugserscheinungen
handelt.
Wenn Tabea lächelte formten ihre Lippen einen Bumerang. La Kai, transatlantisch
unterwegs als Fabelwesen aus Huskie und Bukowski, grub sie an von Übersee, und
in der Mulde, die er grub, rollte sie sich kuschelig ein, weil sie in Ermangelung physischer
Nähe das Drängen nicht als Drängeln empfand, und die Wärme des virtuellen Reibens
gern mitnahm.
Aus der Kneipendecke regnete es unablässig, und der Regen schmeckte nach Teer.
Es gab keinen unwirtlicheren Ort als diese verlassene Wirtschaft, deren einziger Gast
tausende von Seemeilen entfernt war.
“Mein Atem kondensiert vor meinen Schnäpsen zu Deiner Silhouette. Schreib
mal auf, ich hatte sieben Bier und 3 Kurze, und ich mach n Deckel.”
Verschränktes Saufen hatte La Kai ihr vorgeschlagen, als sie klagte, wenn Du weg bist
dann machen wir sonntags negative Umsätze, so leer ist das. Das funktionierte so:
er bestellte drüben zwei identische Getränke, für sich vor Ort, und für den virtuellen
LaKai im Absud, dessen Bestellungen Tabea sich in den Rachen goss, und sie auf LaKais
realen Deckel buchte.
Sie prosteten sich per sms zu, solange bis sie selbst elektronisch nur noch lallen konnte
und von all der Traurigkeit dieser Kneipe, die sie liebte, nur noch der geistlose Hunger
auf eine Maxipizza blieb.